Der Beitritt Österreichs bzw. die Heimkehr Österreichs ins Deutsche Reich (oder auch Anschluß Österreichs[1] ans Reich) bezeichnet die Wiedervereinigung Deutsch-Österreichs mit dem Deutschen Reich nach dem 13. März 1938. Dies entsprach dem „Zusammenschluß zu einem Großdeutschland“.
Die österreichische Bundesregierung beschloß am 13. März 1938 ein Bundesverfassungsgesetz über die „Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“. Anschließend wurde das Bundesverfassungsgesetz als Reichsgesetz übernommen. Gauleiter Josef Bürckel, zuvor bereits „Reichskommissar für die Rückgliederung des Saargebietes“, wurde am 23. April 1938 „Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“.
Nach 1918 wurde die Zusammenfassung der deutschen Ostmark mit dem Altreich von den alliierten Siegermächten verwehrt, nachdem die österreichische Regierung die Republik Deutsch-Österreich in ihrer Verfassung als Teil des Deutschen Reiches bezeichnet hatte. Volksabstimmungen wurden von den Siegermächten ignoriert und weitere einfach verboten. Am 12. März 1938 marschierten schließlich deutsche Wehrmachtstruppen unter dem Jubel der Bevölkerung friedlich in Österreich ein, am 13. März beschlossen dann die deutsche und die österreichische Regierung das Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich, das bereits wenige Tage später in Kraft trat. Dieses Gesetz wurde am 10. April durch eine Volksabstimmung bestätigt. Im Deutschen Reich sprachen sich 99 % der Bevölkerung, in Österreich 99,7 % für die Vereinigung der beiden deutschen Staaten aus. Die Wilhelm Gustloff fuhr auf ihrer ersten Fahrt nach England, um den dort lebenden Deutschen die Möglichkeit der Teilnahme an der Volksabstimmung zum Anschluß zu ermöglichen.
Selbst die gegenwärtige Forschung im Sinne der politischen Korrektheit geht davon aus, daß mindestens zwei Drittel der Deutsch-Österreicher für den Anschluß stimmten. Ursprünglich sah Hitlers Plan vor, Österreich nicht sofort anzuschließen, sondern langsam an das Reich anzupassen, die Begeisterungswelle in der österreichischen Bevölkerung ließ ihn jedoch seinen Plan spontan ändern.
Diese großdeutsche Lösung wurde bereits 1848 in der Frankfurter Paulskirche auf der Nationalversammlung diskutiert, jedoch wieder verworfen, da Österreich zum damaligen Zeitpunkt als Vielvölkerstaat kein rein deutsches Staatsgebilde war. In der Schlacht bei Königgrätz wurde im Jahre 1866 durch Preußens Sieg über Österreich endgültig zuungunsten der großdeutschen Lösung entschieden.
1945 wurde die Einheit wiederum durch die alliierten Siegermächten aufgehoben. Wiedervereinigungsbestrebungen werden in Österreich nach alliiertem Siegerrecht bis heute bestraft.[2]
Bis zur von Frankreich erzwungenen rechtswidrigen Niederlegung der deutschen Kaiserkrone 1806 war das Gebiet des heutigen Österreich, innerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Teil der Erblande der Habsburgerdynastie, die mehr Deutsche Kaiser stellte als jedes andere Herrschergeschlecht, und war somit ein selbstverständlicher Teil des alten Deutschen Reiches. Da jedoch die römisch-deutsche Kaiserwürde seit dem 17. Jahrhundert zunehmend an Einfluß verlor, begannen die Habsburger ihre Machtposition innerhalb der Erblande auszubauen.
Während der napoleonischen Kriege zu Beginn des 19. Jahrhunderts brach das Heilige Römische Reich endgültig zusammen und löste sich schließlich selbst auf.
Am 6. August 1806 verkündete der letzte Kaiser des Heiligen Römisches Reiches, Franz II., dessen Auflösung. Zuvor hatte er jedoch, um die Ranggleichheit mit Napoleon zu wahren, die habsburgischen Erblande 1804 zum Kaisertum Österreich erhoben.
Nach dem Zusammenbruch der französischen Tyrannei in Europa 1815 beschloß der Wiener Kongreß unter Federführung des österreichischen Staatskanzlers Metternich, das alte Reich nicht mehr wiederherzustellen, sondern es durch den Deutschen Bund zu ersetzen. Dieser lose Zusammenschluß 41 deutscher Einzelstaaten wurde jedoch den Bestrebungen nach einem einheitlichen Staat nur unzureichend gerecht, so daß zur Erreichung dieses Zieles unterschiedliche Lösungsansätze entstanden: die Großdeutsche Lösung unter der Vorherrschaft Österreichs oder die Kleindeutsche Lösung unter der Vorherrschaft Preußens.
Ebenso gab es als dritte Möglichkeit noch die sogenannte großösterreichische Lösung, die das gesamte durch das Haus Habsburg kontrollierte Gebiet beinhaltet hätte. Jedoch fand dieser Gedanke wenig Zustimmung, da man einen Vielvölkerstaat vermeiden wollte. Zudem hätte es wohl in einem solchen Staat eine starke innere Dualität zwischen Preußen und Österreich gegeben, die zu politischer Instabilität geführt hätte.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts begann sich diese Frage weiter zuzuspitzen und führte schließlich 1866 zum militärischen Konflikt zwischen den beiden deutschen Großmächten. Der Kampf wurde zugunsten Preußens entschieden, das Österreich in der Folge aus Deutschland ausschloß und schließlich 1871 die Kleindeutsche Lösung verwirklichte, so daß es zur Gründung des Deutschen Kaiserreiches unter preußischer Vorherrschaft kam. Trotz der Tatsache, daß Österreich und das Deutsche Reich von nun an zwei voneinander getrennte Staaten waren, blieben die Beziehungen der beiden Staaten aufgrund der gemeinsamen Vergangenheit in den folgenden Jahren trotzdem eng. Schließlich schlossen sich Österreich und das Deutsche Reich 1879 zum Zweibund, einem Militärbündnis, zusammen und kämpften Seite an Seite im Ersten Weltkrieg gegen die Staaten, die zuerst Österreich und dann dem Deutschen Reich den Krieg erklärt hatten.
Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns 1918 wurde von der deutschen Mehrheit Österreichs die Republik Deutschösterreich als Teil des Deutschen Reiches ausgerufen. 1919 wurden diese Anschlußbestrebungen durch die alliierten Siegermächten im Diktat von Versailles verwehrt.
Trotzdem ließen im April 1921 sowohl der Salzburger als auch der Tiroler Landtag Abstimmungen über eine Vereinigung mit dem Deutschen Reich abhalten. Diese endeten mit einer Zustimmung von 98,8 % bzw. 99,3 % für eine Wiedervereinigung, blieben aber wegen der Bestimmungen des sogenannten Versailler Vertrages ohne praktischen Effekt. Sie zeigten aber die starke Befürwortung eines Anschlusses durch die österreichische Bevölkerung. Weitere Abstimmungen wurden durch Druck der Feindmächte, insbesondere der französischen Regierung, unterbunden. Für den Fall, daß weitere Bundesländer folgen sollten, wurde mit der Verhinderung von Auslandskrediten an das wirtschaftlich geschwächte Österreich gedroht. 1931 versuchten beide deutsche Staaten noch einmal, sich enger aneinander zu binden und eine gemeinsame Zollunion zu schaffen, was aber wiederum am energischen Entgegentreten Frankreichs scheiterte.
Nach dem Wahlsieg der NSDAP unter der Führung des gebürtigen Österreichers Adolf Hitler in Deutschland 1933 änderte sich die Situation grundlegend. Durch die Nationalsozialisten rückte ein möglicher Anschluß wieder auf die politische Tagesordnung.
Bereits 1934 kam es im „Juliputsch“ zu einer Erhebung der österreichischen Nationalsozialisten, bei der der österreichische Bundeskanzler Engelbert Dollfuß versehentlich durch Otto Planetta erschossen wurde. Die Erhebung scheiterte schließlich vor allem an der Haltung Italiens, das damals eine Wiedervereinigung zwischen Deutschland und Österreich energisch ablehnte. Umstritten ist bis heute, ob der Aufstand auf Veranlassung Berlins geschah oder ob es sich um eine selbständige Aktion der österreichischen Nationalsozialisten handelte, wobei eher zweiteres anzunehmen ist. So lehnte auch Hitler selbst in der Folgezeit jede Verantwortung für den Aufstand ab.
1936 und im Februar 1938 kam es im Juliabkommen und im Berchtesgadener Abkommen noch einmal zu einer kurzfristigen Verbesserung der Beziehungen der Regierungen in Wien und Berlin. Österreich bekannte sich am 11. Juli 1936 grundsätzlich als deutscher Staat.
Nachdem der österreichische Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg im März 1938 plötzlich überfallartig eine offensichtlich manipulierte Volksabstimmung ansetzen wollte, begann sich die Lage wieder zuzuspitzen. Am 11. März trat Schuschnigg auf Druck Berlins schließlich von seinem Amt zurück, und der Führer der österreichischen Nationalsozialisten Arthur Seyß-Inquart wurde vom Bundespräsidenten zum neuen österreichischen Bundeskanzler ernannt.
Noch am selben Abend schickte Seyß-Inquart auf Veranlassung Hermann Görings und auf Befehl Hitlers ein Telegramm nach Berlin mit der Bitte um die Entsendung reichsdeutscher Truppen nach Österreich. Noch am selben Tag erhielten die deutschen Truppen den Befehl zum Einmarsch unter dem Decknamen Unternehmen „Otto“.