Der Krieg zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion war von einer starken Ideologisierung beider Seiten geprägt. Die Zivilbevölkerung in den 1939/40 besetzten Gebieten, die zuvor unter sowjetischer Herrschaft litt, begrüßte die Deutschen in der Hoffnung auf Befreiung und Rückerstattung der an die Kolchosen verlorenen Ländereien. Wegen des anhaltenden Krieges konnte dies nicht verwirklicht werden. Durch den Fackelmännerbefehl hinterließ Stalin verbrannte Erde, die er anschließend den Deutschen anlastete. Dadurch war kaum noch intakte Infrastruktur vorhanden. Zudem regte sich Widerstand durch Partisanen, die völkerrechtswidrig agierten.
Als die Rote Armee auf gegnerisches Territorium vorrückte, kam es vielerorts zu Plünderungen, Vergewaltigungen, Verschleppungen und Ermordungen von Zivilisten.
Neuere Untersuchungen zeigen, dass es auch Vergewaltigungen von polnischen Frauen und Frauen aus der Sowjetunion nach ihrer Befreiung aus Konzentrationslagern gab, die durch Rotarmisten begangen wurden. Ebenso gab es Vergewaltigungen nach dem Einmarsch in Jugoslawien.
Bekannte Massaker
Massaker von Katyn (1940), Ausführung durch das NKWD
Massaker von Broniki (1941)
Massaker von Nemmersdorf (1944)
Massaker von Metgethen (1945)
Massaker von Treuenbrietzen (1945)
Massaker von Winniza
Massaker von Wusterwitz
Massaker von Schulzenwalde
Massaker von Sprindort
Das Leiden der Zivilbevölkerung in den sowjetisch besetzten Gebieten begann mit der praktischen Umsetzung des Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes, als Polen zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion aufgeteilt und Ostpolen 16 Tage nach dem Angriff der deutschen Wehrmacht von sowjetischen Truppen besetzt wurde. In der Folge kam es zu politisch begründeten Terrorakten gegen die Zivilbevölkerung, die sich aus Polen, Ukrainern und Juden zusammensetzte. Hierbei arbeiteten das NKWD und die Rote Armee zusammen. So versuchten viele Polen, dem Zugriff des sowjetischen NKWD zu entkommen, wurden jedoch meist von sowjetischem Militär verhaftet und anschließend deportiert. Operationsgruppen, die direkt der Armee unterstanden, folgten dem Heer, um das Gebiet von „sowjetfeindlichen Elementen zu säubern“. Der polnische Historiker Tomasz Strzembosz erkannte in diesen Einheiten Parallelen zu den deutschen Einsatzgruppen der SS.
Auch im Baltikum, in Weißrußland, der Ukraine und Bessarabien kam es zu zahlreiche Verbrechen gegen die Bevölkerung: Morde, Geiselnahmen, Niederbrennen von Dörfern, Deportationen, Erschießungen und Folterungen. Der daraus entstandene Hass der Bevölkerung auf die sowjetischen Truppen spielte wiederum den deutschen Einsatzgruppen der SS in die Hände, die nun ihrerseits – mit Unterstützung der Bevölkerung – gegen sowjetische Gegner und Juden vorgehen konnten.
1941 begann der deutsche Präventivkrieg gegen die Sowjetunion. Während des sowjetischen Rückzuges im Sommer 1941 vor herannahenden deutschen Truppen kam es zu zahlreichen Massenerschießungen politischer Gefangener meist ukrainischer, polnischer und baltischer Nationalität in den Westgebieten der Sowjetunion. Zumeist wurden alle politischen Gefangenen, die nicht mehr rechtzeitig deportiert werden konnten, in den Gefängnishöfen durch Kräfte der Roten Armee und des NKWD ermordet. So wurde beispielsweise im Hof des Zivilgefängnisses von Winniza ein Massengrab mit 96 Leichen ukrainischer politischer Gefangener entdeckt (Massaker von Winniza).
Als sich im Oktober 1944 die Front der Ostgrenze des Deutschen Reiches näherte, flohen die Zivilisten aus berechtigter Angst vor der Roten Armee gen Westen. Die einsetzende Massenflucht verlief ungeordnet, chaotisch und panisch. Flüchtlingszüge wurden in vielen Fällen von Einheiten der Roten Armeen eingeholt, daraufhin geplündert, die Flüchtenden weggetrieben, erschossen und die Frauen vergewaltigt. Jagdflieger der sowjetischen Luftwaffe drangen viele Kilometer hinter die Front und nahmen die Flüchtlingstrecks unter Beschuss.
Ende Januar 1945 wurden in Ostpreußen 2,5 Millionen Flüchtlinge von der Roten Armee eingeschlossen und sollten nun per Schiff über die Ostsee evakuiert werden.
Wer nicht floh, erlitt die Schrecken der Besatzungsherrschaft: Vergewaltigung, Raub und Vertreibung.
Der letzte Witz, den die Ostprovinz hervorbrachte, betraf den Plünder- und Demoliereifer der Russen:
„Wenn sie unser Mobiliar in Ruhe lassen würden, könnten sie längst in Berlin stehen.“
Die sowjetische Führung behandelte Lazarettschiffe, Verwundetentransporte sowie Flüchtlingsschiffe wie militärische Ziele. Von ca. 800–1000 Schiffen wurden über 200 versenkt, über 40.000 Zivilisten und Soldaten kamen ums Leben.[7]
Bei den Versenkungen der drei größten Schiffe, Wilhelm Gustloff, Steuben und Goya handelte es sich um Kriegsverbrechen.
Der vielzitierte Ort Nemmersdorf, der meist im Zusammenhang mit den Gräueltaten der Roten Armee genannt wird, stand schon in der nationalsozialistischen Propaganda stellvertretend für viele Orte, in denen gemordet und vergewaltigt wurde. Keineswegs war Nemmersdorf ein Einzelfall, auch beispielsweise in Saalfeld (Ostpreußen) oder in Allenstein fanden ähnliche Ereignisse statt. Vielerorts konnte jedoch aufgrund der damaligen Kriegswirren und anschließenden Vertreibungen eine zeitnahe Untersuchung oder Dokumentation nicht mehr stattfinden, sodass viele Verbrechen nirgendwo Erwähnung finden. Das Vorgehen der Roten Armee in vielen besetzten Dörfern wurde von polnischer Seite für das Dorf Preiswitz, nahe Gleiwitz, dokumentiert. Die Soldaten zündeten mehrere Häuser an und eröffneten das Feuer, als die Zivilbevölkerung versuchte, den Brand zu löschen. Zwischen 54 und 60 Dorfbewohner wurden erschossen, Frauen wurden vergewaltigt und es kam zu Plünderungen. Das polnische Institut für Nationales Gedenken bewertet die Geschehnisse in Preiswitz als Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
In Demmin kam es infolge von Übergriffen der Roten Armee zur größten Massenselbsttötung Europas. Aufzeichnungen in Kirchenbüchern zufolge beendeten über 900 Einwohner im Mai 1945 ihr Leben, nachdem die Stadt drei Tage lang zum Plündern und Brandschatzen freigegeben worden war. In dem brandenburgischen Ort Treuenbrietzen wurde fast die gesamte männliche Zivilbevölkerung erschossen.
Die weibliche Zivilbevölkerung wurde regelmäßig zum Ziel sexueller Gewalt. Britische Kriegsgefangene sagten nach ihrer Rückkehr in die britisch besetzte Zone Deutschlands aus zuvor deutscher Kriegsgefangenschaft aus:
„Im Gebiet um unser Internierungslager, wo die Orte Schlawe, Lauenburg, Buckow […] lagen, vergewaltigten sowjetische Soldaten in den ersten Wochen nach der Eroberung jede Frau und jedes Mädchen zwischen 12 und 60 Jahren. […] Väter und Gatten, die versuchten, die Frauen zu schützen, wurden erschossen, und Mädchen, die zu viel Widerstand leisteten, wurden ebenfalls ermordet.“
Es ist auch anzunehmen, dass auch Mädchen unter 12 Jahren vergewaltigt und missbraucht wurden, so konnten viele Rotarmisten ihre perversen Triebe ausleben. Auffällig ist auch, dass Mongolen oft am brutalsten und perversesten bei den Übergriffen vorgingen. Es ist fraglich, ob Rotarmisten von diversen Vorgesetzten nicht erschossen wurden, wenn sie dem Befehl, vorzüglich blonde Frauen und Mädchen zu vergewaltigen, nicht nachgingen.
Die unten angegebenen Quellen schätzen, dass Angehörige der Roten Armee gegen Ende des Zweiten Weltkrieges und in der Zeit nach Beendigung des Krieges über zwei Millionen deutsche Frauen vergewaltigten, Mehrfachvergewaltigungen nicht eingerechnet. Davon starben etwa zehn bis zwölf Prozent an Verletzungen, wurden ermordet oder begingen Selbstmord. Die Abteilung Fremde Heere Ost der Wehrmacht zählte folgende Opferzahlen der Vergewaltigungen: Ostgebiete: 1.400.000; Sowjetische Besatzungszone ohne Berlin: 500.000; Berlin: 100.000.
Auch der Historiker Norman M. Naimark bestätigt die zwei Millionen deutschen Vergewaltigungsopfer. In einigen Gebieten häuften sich die massiven sexuellen Missbräuche derart, dass die Aufforderung „Frau, komm!“ zu einem geflügelten Wort wurde und auch Kinder „vergewaltigen“ spielten. Aus zahllosen Augenzeugenberichten geht hervor, dass zum Zwecke der Vergewaltigung besondere Räume oder Zimmer eingerichtet wurden, aus denen die Frauen erst nach zum Teil tagelanger sexueller Folter entlassen wurden. Die Autorin des Buches „Anonyma – Eine Frau in Berlin“, selbst mehrfaches Vergewaltigungsopfer, beschreibt in ihren Tagebuchaufzeichnungen unterschiedliche Typen von Vergewaltigern, so unterscheidet sie beispielsweise den „höflichen Major, den aufrichtig Verliebten und den grobschlächtigen Säufer und Wüstling“.
Der Jurist Ingo von Münch stellte seinem Buch „Frau, komm!“ die Feststellung voran, dass es sich bei den Vergewaltigungen deutscher Mädchen und Frauen durch Angehörige der Roten Armee unzweifelhaft um Kriegsverbrechen handelte, die auch unter dem Aspekt des Völkerrechtes zu beurteilen seien. Nie zuvor sind in einem einzigen Land und innerhalb eines so kurzen Zeitraumes so viele Frauen und Mädchen von fremden Soldaten missbraucht worden wie 1944/45 nach dem Einmarsch der Roten Armee in Deutschland. So gesehen waren die Massenvergewaltigungen schon vom zahlenmäßigen Ausmaß her beispiellos. Erschreckend war auch die Brutalität, mit der die Frauen und Mädchen missbraucht wurden.
In Ungarn bemühte sich die sowjetische Armeeführung ab Februar 1945, Notzuchtverbrechen einzudämmen. Bis dahin wurden tausende ungarische Frauen von Angehörigen der Roten Armee vergewaltigt. In einigen Städten und Dörfern, in denen man noch auf vereinzelten Widerstand stieß, wurde den Soldaten gestattet, drei Tage lang zu rauben, zu plündern und zu vergewaltigen. Allein in Budapest wurden schätzungsweise 50.000 Frauen vergewaltigt.
In der ungarischen Stadt Gyõr (Raab) haben sowjetische Soldaten den Bischof Apor Vilmos niedergeschossen, als er gegen die Vergewaltigungen protestierte. Er starb am 4. April 1945. Die Bolschewisten verweigerten dem Bischof ein würdiges Begräbnis; die ÁVÓ (STASI) riegelte Gyõr am Tag des Begräbnisses hermetisch ab.
Auch die jugoslawischen Partisanen unter Milovan Djilas beklagten sich bei dem sowjetischen General Kornejew über Vergewaltigungen durch sowjetische Soldaten nach dem Einrücken sowjetischer Truppen im Herbst 1944 in Nordost-Jugoslawien anlässlich der Befreiung Belgrads von deutscher Besatzung. Dies wurde jedoch als „Beleidigung der glorreichen Roten Armee“ zurückgewiesen. Untersuchungen jugoslawischer Behörden bestätigten später die Vergewaltigungen und gewaltsamen Plünderungen.
Eine Erklärung für die Vergewaltigungen in so hoher Zahl sieht Norman M. Naimark in der aus dem Mittelalter herrührenden Tradition, den (männlichen) Feind durch Vergewaltigen seiner Frauen zu demütigen und zu bestrafen, zumal Vergewaltigung stets mit Begriffen von „Ehre und Schande“ zusammenhing. Diese beiden Begriffe waren auch in der russischen Kultur immer von Bedeutung. Dagegen spricht allerdings die Tatsache, dass auch die Zivilbevölkerung außerhalb Deutschlands sowie auch ehemalige KZ-Häftlinge Vergewaltigungen ausgesetzt waren. Die Rolle der sowjetischen Propaganda wird in der Forschung regelmäßig unterschätzt. Der jüdische Propagandist Ilja Ehrenburg hatte die Rote Armee offen dazu aufgefordert, den Rassenstolz der deutschen Frauen zu brechen.
In den ersten beiden Jahren nach Beginn des Angriffes auf die Sowjetunion kamen über 90 Prozent der gefangenen Soldaten der Achsenmächte ums Leben. So wurden beispielsweise 1941 notgelandete deutsche Flugzeugbesatzungen häufig nach der Gefangennahme erschossen. Folterungen, Verstümmelungen, Morde und andere Völkerrechtsverletzungen waren seit Juni 1941 an der Tagesordnung. Seit dem Winter 1941/42 nahm die Rote Armee jeden Monat etwa 10.000 deutsche Soldaten gefangen, die Todesrate lag jedoch so hoch, dass die absolute Zahl der Gefangenen bis Ende 1942 zurückging. Die Ermordung der Gefangenen wurde mitunter durch Befehle, Berichte und Aussagen von sowjetischen Befehlshabern angeordnet.
„Gefangene Offiziere wurden alle ohne Ausnahme erschossen“,
hieß es in der Niederschrift eines Rotarmisten. Eine der frühesten bekannt gewordenen Fälle von Gefangenentötungen war das Massaker von Broniki, das sich am 1. Juli 1941 ereignete. Die Todesrate verringerte sich Anfang 1943, als mit zunehmender Gefangenenzahl die Etablierung eines Systemes zur Versorgung der Kriegsgefangenen notwendig und schließlich durchgesetzt wurde. Dennoch kam es immer wieder zur massenhaften Ermordung von Kriegsgefangenen direkt im Anschluss an die Gefangennahme noch vor der Weiterleitung in ein Gefangenenlager. Besonders bekannt wurde hierbei das Massaker von Grischino.
Nach Aufzeichnungen des Geheimdienstes NKWD wurden 3.127.380 deutsche Kriegsgefangene registriert, von denen 474.967 gestorben seien.
Nach anderen Schätzungen starben zwischen 1,1 und 1,3 Millionen deutsche Soldaten in sowjetischer Kriegsgefangenschaft (33–42 %). Als die in Schweden internierten Wehrmachtssoldaten die Nachricht erhielten, an die Sowjetunion überstellt zu werden, kam es in den Lagern zu Selbstverstümmelungen und Selbstmorden.
[Wir] fanden vier deutsche Soldaten in einem Weidegarten unweit eines Hauses mit Stacheldraht zusammengebunden, und es waren ihnen die Gliedmaßen abgeschnitten, es war ein entsetzlicher Anblick.
Ungarische Kriegsgefangene wurden massenhaft exekutiert. Von 200.000 als vermisst geltenden Soldaten starben die meisten in sowjetischer Kriegsgefangenschaft.
Mehrere zehntausend japanische Kriegsgefangene starben in sowjetischer Kriegsgefangenschaft, insbesondere durch extrem harte Zwangsarbeit in sibirischen Minen.
Auch Sanitätspersonal wurde von Rotarmisten angegriffen. Beispielsweise wurde am 28. Juni 1941 in der Gegend von Minsk eine deutlich gekennzeichnete Kolonne des Krankenkraftwagenzuges 127 überfallen und ein Großteil der Verwundeten und des Sanitätspersonales getötet. Des weiteren findet sich in einem Gefechtsbericht, der vom „heißen Wunsch, viele von den faschistischen Reptilien zu vernichten, beseelt“ war, auch die Eintragung:
„Ein Sanitätsfahrzeug mit 2 Pferden und 10 verwundeten Faschisten vernichtet.“
Der politische Leiter der 1. Kompanie meldete am 5. September 1941:
„1 Sanitätsabteilung zerschlagen.“
Anzündung des Lazarettes in Buda Nach der Eroberung von Budapest sind sowjetische Soldaten in das Lazarett in der Burg von Buda eingedrungen, haben Benzin in die Räume gegossen und das ganze Gebäude samt Insassen niederbrannt.
Viele Städte und Dörfer, vor allem in Ostpreußen, wurden nach der meist kampflosen Einnahme durch plündernde sowjetische Soldaten in Brand gesteckt. Orte wie Osterode, Angerburg, Arys, Lauenburg und Demmin können hier als Beispiele angeführt werden. Der Bevölkerung wurde in manchen Fällen (Demmin) untersagt, den Brand zu löschen. In der Regel überstanden in der Innenstadt nur wenige Gebäude das Inferno.
Die sächsische Stadt Altenberg wurde am 8. Mai durch die Roten Armee besetzt, dann aber am 10. Mai niedergebrannt. Zwei Tage nach Kriegsende flogen sowjetische Flugzeuge einen Angriff auf die Stadt, bei dem 75% der Bausubstanz zerstört wurden. Wahrscheinlich galt der Angriff den über die böhmische Grenze fliehenden Truppenteilen der Wehrmacht. Offiziell kamen mehr als 100 Zivilisten ums Leben.
Walter Kilian, nach Kriegsende erster Bürgermeister des Berliner Stadtteiles Charlottenburg, berichtete, dass es zu umfangreichen Plünderungen durch sowjetische Soldaten gekommen sei, die
„Einzelpersonen, Kaufhäuser, Geschäfte, Wohnungen […] beraubten“.
Auch die Gebiete außerhalb Berlins waren von den Plünderungen betroffen. Durch die Plünderungen und Zerstörungen und den daraus entstehenden Mangel an Nahrung, Medikamenten und Heizmöglichkeiten starben vor allem Alte, Kranke und Kinder an Hunger, Infektionen und Kälte.
In der Sowjetischen Besatzungszone äußerten SED-Parteimitglieder Stalin gegenüber Bedenken gegen Plünderungen und Vergewaltigungen durch sowjetische Soldaten. Auf die deutschen Sorgen wegen der möglicherweise resultierenden negativen Folgen für das Ansehen der Sowjetunion und damit einhergehend für den Sozialismus in Deutschland reagierte Stalin ablehnend mit den Worten:
„Ich dulde nicht, dass jemand die Ehre der Roten Armee in den Schmutz zieht.“
In Polen beteiligten sich Rotarmisten gemeinsam mit Angehörigen des NKWD an Ausplünderungen von Transportzügen.
Auch das Leben der eigenen Leute galt den Bolschewiken sehr wenig. Es wurden eigene Sperreinheiten aufgestellt, die nur die Aufgabe hatten, fliehende Soldaten der Roten Armee niederzumetzeln. Es kam auch zu geplanten Bombardierungen von gefangenen Rotarmisten in deutschen Lagern, da es in jedem Fall als Verbrechen galt sich zu ergeben.
Mitverantwortlich für Ausschreitungen der sowjetischen Armeeangehörigen war die Propaganda sowjetischer Truppenzeitungen. Dort wurde detailliert über Gräueltaten an der sowjetischen Zivilbevölkerung, vor allem an Frauen und Kindern berichtet. Der generelle Tenor der Schriften war, dass die Rote Armee als Rächer und Richter nach Deutschland kam, um „die Deutschen“ zu bestrafen. So schrieb der russische Schriftsteller Ilja Ehrenburg am 31. Januar 1945:
„[Im Unterschied zu den Westdeutschen] wurden die Deutschen in Oppeln, in Königsberg und in Breslau schon bestraft. Sie wurden bestraft, aber nicht genügend. Sie wurden bestraft, aber nicht alle.“
Aufrufe von sowjetischen Generälen spornten die Soldaten zusätzlich an. Am 12. Januar 1945 wandte sich Armeegeneral Tschernjachowski mit den Worten an seine Truppen:
„Gnade gibt es nicht – für niemanden, wie es auch keine Gnade für uns gegeben hat. […] Das Land der Faschisten muß zur Wüste werden, wie auch unser Land, das sie verwüstet haben. Die Faschisten müssen sterben, wie auch unsere Soldaten gestorben sind.“
Unter dem Begriff „Faschisten“ wurden laut dem Historiker Joachim Hoffmann immer Deutsche verstanden.
Die Werke Ilja Ehrenburgs, die einen bisweilen eliminatorischen Deutschen-Hass verbreiteten, waren Pflichtbestandteil des Marschgepäckes der Rotarmisten. Zusätzlich wurden Armeezeitungen oder auch Kampflieder verbreitet, die Ähnliches zum Inhalt hatten. Übergriffe auf die Zivilbevölkerung wurden geduldet und durch Propagandisten wie Ehrenburg gebilligt. Auf eine Beschwerde eines Offizieres bezüglich der Übergriffe auf die Zivilbevölkerung reagierte Stalin teilnahmslos:
“Wir machen unseren Soldaten zuviel Vorschriften; sollen sie doch etwas eigene Initiative haben.”
Erst als sich abzeichnete, dass insbesondere die durch erbeuteten Alkohol verursachten Übergriffe die militärische Disziplin in Gefahr geriet wurden Gegenmaßnahmen ergriffen.
Die sowjetischen Tagesbefehle, die zu Beginn der sowjetischen Winteroffensive 1945 herausgegeben wurden, enthielten im Wortlaut weder gegen die Zivilbevölkerung gerichtete Tötungsaufforderungen noch finden sich explizite Aufrufe zu anderen Völkerrechtsverstößen. Derartige Disziplinarverstöße wurden teilweise ausdrücklich unter Strafe gestellt. Allerdings wurden die Soldaten mitunter aufgefordert, sich für das Leid der sowjetischen Zivilbevölkerung und der eigenen Soldaten
„grausam zu rächen“.
In einem von Schukow erlassenen Tagesbefehl der 1. Weißrussischen Front zu Beginn der Winteroffensive 1945 heißt es nach einem emotionalen Racheappell:
„Wehe dem Land der Mörder! […] Diesmal werden wir das deutsche Gezücht endgültig zerschlagen!“
Demgegenüber drohte Rokossowski in einem Tagesbefehl vom 22. Januar 1945, solche Verstöße
„bis hin zum Erschießen zu ahnden“,
um in kürzester Frist
„mustergültige Ordnung und Disziplin“
herzustellen sowie um materielle Werte zu schützen. Dieser Befehl war als streng geheim eingestuft und musste bis zu den Zugführern mündlich übermittelt werden, das heißt, er war nicht für öffentliche Propagandazwecke bestimmt. In einer durch Wehrmachtsdienststellen erbeuteten Detailanweisung des Militärstaatsanwaltes eines Armeeverbandes vom 23. Januar 1945 wurde gefordert, schnell einige Schauprozesse gegen Schuldige durchzuführen. Der militärische Justizdienst wurde angewiesen, Disziplinlosigkeit und ausdrücklich auch das „Niederbrennen von Gebäuden und Ortschaften“ als „staatsfeindliche Handlungen“ zu verfolgen. Außerdem seien Repressalien gegen die Zivilbevölkerung und insbesondere der Waffeneinsatz gegen Frauen und Kinder als
„in der Roten Armee nicht üblich“
zu bestrafen.
Mitte 1947 versuchte die Führung der Roten Armee, das Problem weiter einzudämmen; dabei reichten die Strafen von Arrest bis zur Hinrichtung. Die Rote Armee wurde räumlich von der Wohnbevölkerung getrennt. Im März 1949 schließlich erließ das Präsidium des Obersten Sowjets einen Erlass, der das Strafmaß vereinheitlichte und erhöhte. Die sowjetischen Besatzungstruppen wurden instruiert, dass die neuen Gesetze auch für sie gelten. Eine Vergewaltigung zog zwingend eine Strafe von 10 bis 15 Jahren Arbeitslager nach sich, schwere Fälle eine Strafe von 10 bis 20 Jahren.
Die sowjetische Führung war der Genfer Kriegsgefangenen-Konvention von 1929 nicht beigetreten. Auch erkannte die sowjetische Führung den Beitritt des Zarenreiches zur Haager Landkriegsordnung nicht als bindend an. Dennoch wurden regelmäßig auch Regierungen oder Armeeführungen zur Verantwortung gezogen, die sich nicht völkerrechtlichen Grundsätzen verpflichtet hatten. Und obwohl sich das Völkerrecht seit Ende des Ersten Weltkrieges erheblich weiterentwickelt hatte und es Beispiele für eine internationale Strafverfolgung von Kriegsverbrechen gab (Leipziger Prozesse, Nürnberger Prozesse), wurde von einer internationalen Militärgerichtsbarkeit gegen die sowjetische Armeeführung zu keiner Zeit Anklage erhoben.
Die deutsche Propaganda zielte durch eine emotionalisierte Berichterstattung darauf ab, einerseits die Kampfmoral der deutschen Soldaten zu erhöhen und andererseits den Glauben an den Endsieg in der Bevölkerung zu stärken. So ließ Propagandaminister Goebbels noch im September 1944 die Meldung verbreiten, dass nie ein sowjetischer Soldat die deutsche Reichsgrenze überschreiten werde. Als der sowjetische Vormarsch wenige Monate später das Reichsgebiet erreichte und es zu ersten Verbrechen von Rotarmisten an der Zivilbevölkerung kam, wurden diese Verbrechen aufgedeckt und öffentlich gemacht, um der deutschen Bevölkerung die Grausamkeiten der Roten Armee aufzuzeigen. Erstes und bekanntestes Beispiel im Osten war das sowjet-bolschewistische Massaker von Nemmersdorf in Ostpreußen. Nachdem die Wehrmacht das Dorf nach Rückzug der Roten Armee wieder einnehmen konnte wurden sämtliche Frauen und Mädchen tot aufgefunden. Unter dem Schlachtruf „Rache für Nemmersdorf“ wurden die Vorgänge als erstes Beispiel der Durchhaltepropaganda im Osten genutzt.
In Deutschland waren die Verbrechen der Roten Armee, die Ende des Zweiten Weltkrieges begangen wurden, Teil einer in den 1980er Jahren öffentlich geführten Kontroverse, dem sogenannten Historikerstreit. Der Historiker Andreas Hillgruber unternahm in seinem Buch Zweierlei Untergang den Versuch einer parallelen Betrachtung von Holocaust und dem Zusammenbruch der Ostfront und der sich daran anschließenden Phase der Flucht und Vertreibung.
In Russland wurde dieses Thema von Menschenrechtlern und Dissidenten wie Alexander Solschenizyn oder Lew Kopelew aufgegriffen. In der breiten Öffentlichkeit ist es weitgehend tabuisiert.
In Polen, Ungarn und den baltischen Ländern war dieses Thema zwar im historischen Bewusstsein immer präsent, eine systematische, öffentlich geführte Auseinandersetzung konnte jedoch erst nach dem Zerfall der Sowjetunion beginnen.