Die Panzerfaust ist eine rückstoßfreie Waffe zur Panzerabwehr in der Panzernahbekämpfung. Sie wurde 1942 von der Hugo Schneider Aktiengesellschaft (HASAG) unter Dr.Langweiler entwickelt und fand Einsatz in der Endphase des Zweiten Weltkriegs. Die Allierten hatten bis Kriegsende keine vergleichbare Waffe. Die Bedienung war derart einfach, daß auch Volkssturm und HJ damit umgehen konnten.
Geschichte
Das Gerät funktionierte zwar gut, aber als Waffe war es nicht zu gebrauchen, da es keine Zielvorrichtungen hatte.
Die Anbringung einer Zielvorrichtung würde jedoch bedeuten, daß der Schütze näher an der Waffe sein müßte. So wurde das Rohr verlängert, sodaß die Rückstoß-Flammen hinter dem Schützen austraten. Die Bombe erhielt Flossen aus Feinblech, die um den Schwanz gewickelt waren, während sich diese noch im Rohr befand. Der Sprengkopf war viel größer als der Durchmesser des Rohres und befand sich am vorderen Ende.
Technik
Die Panzerfaust verschießt Hohlladungsgeschosse nach dem Prinzip des rückstoßfreien Geschützes. Die Rückstoßenergie des Projektils wird durch die Energie einer sich entgegengesetzt nach hinten bewegenden Masse oder auch Gasmenge ausgeglichen. Der nach hinten austretende Strahl kann auf kurze Entfernung tödlich sein.
Die Abschussvorrichtung (Rohr) war eigentlich als Wegwerfwaffe konzipiert. Die Rohre wurden jedoch oftmals auf Kompanie-, Bataillons- oder Regimentsebene gesammelt und in der Waffenmeisterei nachgeladen.
Auf dem Abschussrohr befindet sich eine aufklappbare Metallschiene, die als einfaches, offenes Visier dient. In der Metallschiene befinden sich Löcher (Lochkimme) mit Meterangaben (30, 60, 80 bei Panzerfaust 60). Als Korn dient die Oberseite der Granate.
Abgeschossen wurde die Panzerfaust entweder von der Schulter oder unter der Schulter, eingeklemmt zwischen Oberarm und Rumpf.
Da alle Modelle der Panzerfaust weitgehend ähnlich waren, reicht eine allgemeine Beschreibung der Panzerfaust 60 aus:
Der Hauptteil bestand aus einem Weichstahl-Rohr mit einer kleinen Öffnung am Ende, welches aus Austrittsdüse für die Gase diente. Dazu kam ein einfacher Feuermechanismus und ein Visier zum Zielen oben auf der Waffe. Die Bombe bestand aus dünnem Blech auf einem hölzernen Stab, auf dem sich die einziehbaren Flossen befanden. Die Treibladung befand sich in einer Papierhülse hinter der Bombe und unter dem Auslöser. Zur Sicherheit befand sich eine Verriegelung am Rand des Gefechtskopfes. Um zu feuern wurde die Verriegelung entfernt und das Visier aufgerichtet. Dieses hatte drei Einstellungen für 30, 60 und 80 Meter. Nachdem das Visier aufgerichtet war, gab dieses auch den Auslöser frei. Der Schütze steckte das Rohr nun unter den Arm, zielte auf das Ziel und drückte auf den Auslöser, um zu feuern. Dies löste eine Blattfeder mit einem kleinen Schlagbolzen, der auf das Zundhütchen schlug, die Treibladung zündete und die Bombe abschoss.
Die Modelle
Als erstes Modell entstand die »Faustpatrone klein, 30 m« mit einem Gewicht von 3,2 kg und einer Länge von 985 mm. Eine 54 g schwere Treibladung schoß den 360 mm langen Kopf aus dem 800 mm langen Rohr. Dieser Kopf trug eine 0,4 kg schwere Hohlladung. Stabilisiert wurde er durch am Holzschaft angebrachte, zusammengerollte Leitwerksflächen, welche sich nach dem Verschuß entfalteten. Mit einer Geschwindigkeit von 28 m/Sek. flog der Kopf auf das Ziel zu, wo er nach spätestens 30 m etwa 140 mm Panzerung durchschlug. Schwachstellen dieser Waffen waren das Fehlen einer Visiereinrichtung und das durch die Kopfform bedingte Abrutschen vom Ziel.
Als Verbesserung und Weiterentwicklung wurde die »Panzerfaust 30 m« entwickelt. Man hatte den Durchmesser des Kopfes auf 140 mm erhöht und ihm eine flache Auftrefffläche von 50 mm Durchmesser gegeben. Die Hohlladung trug nun 0,8 kg Sprengstoff, die Panzerungen bis 200 mm durchschlagen konnte. Das Kaliber des Abschußrohres, dessen Länge beibehalten wurde, betrug nun 44 mm, mit der Treibladung von 95 g erreichte der 495 mm lange und 2,9 kg schwere Kopf die Geschwindigkeit von 30 m/Sek., und das entsprach auch wieder der 30-m-Schußweite. Nachteilig wirkte sich auch hier die geringe Reichweite aus. Wenn ein Panzer auf einen Schützen zuwalzt, sind 30 m sehr, sehr wenig. Im August 1943 wurden die ersten Waffen ausgeliefert.
Anfänglich wurden 400.000 Stück je Monat gefordert, diese Menge wurde aber erstmalig im Oktober1944 erreicht, dann ging es aber steil aufwärts, und die ab September1944 geforderten 1,5 Millionen Stück je Monat konnten mit 1,296 Millionen im Dezember fast erreicht werden. Eine schwere Panne war 1944 bei der Juli-Fertigung passiert; wegen Materialfehler mußten 247.200 Panzerfäuste von der Front zurückgerufen werden.
Da die Durchschlagskraft der Panzerfaust 30 mit 140mm auf eine Panzerung mit 30° Winkel als ausreichend angesehen wurde, erfolgte die Weiterentwicklung in erster Linie bei der Steigerung der Reichweite. Die Treibladung wurde erhöht, was zwar die Verwendung von dickeren Rohren erforderte, aber die Beschleunigung und Reichweite erhöhte. Der Entwurf war Anfang 1944 fertig und während des Sommers wechselte die Produktion von der Panzerfaust 30 zur Panzerfaust Modell 60.
Die Treibladung wurde auf 134 g erhöht, die Geschwindigkeit stieg auf 45 m/s, womit eine Schußweite von 60 m erreicht wurde. Die ersten Waffen wurden im September 1944 gefertigt.
Weitere Entwicklungsarbeiten zur Vergrößerung der Reichweite führten zur Panzerfaust 100, bei der die Treibladung durch einen Luftspalt in zwei Einheiten aufgeteilt wurde, wobei eine Treibladung von insgesamt 160 g Gewicht eingebaut, um eine gestaffelte Zündung und einen nachhaltigen Schub zu erzeugen. Dadurch wurde eine Geschwindigkeit von 60m/Sek. erreicht und die Schußweite auf 100m erhöht. Dieses Modell ging im November 1944 neben der Panzerfaust 60 in Produktion.
Anfangs gab es noch größere Probleme mit der neuartigen Munition, so daß das Waffenamt etwa 5-6% aller Waffen zurückweisen mußte.
Im Januar 1945 begann man bei der HASAG mit der Entwicklung der »Panzerfaust 150«. Bei diesem Modell wurde die Treibladung an den Schwanz der Bombe befestigt und Zündstreifen zum Abschuß verwendet. Auf diese Weise konnte angenommen werden, daß das Rohr bis zu zehnmal schnell nachgeladen werden konnte, bevor es unbrauchbar wurde. Die Hohlladungsbombe wurde ebenfalls neu gestaltet, um bei gleicher Durchschlagskraft Sprengstoffe einzusparen. Zudem wurde ein optionaler Fragment-Überzug für die Bombe entwickelt, welcher die effektive Bekämpfung von ‘weichen’ Zielen, wie Fahrzeugen und Soldaten, ermöglichen sollte. Der neue 560 mm lange Kopf hatte eine stark konisch ausgebildete Kopfhaube und einen Durchmesser von 106 mm. Bei einer Geschwindigkeit des Sprengkopfes von 85 m/Sek. wurde eine Reichweite von 150 m erreicht, der Kopf konnte eine Panzerung bis zu 200 mm durchschlagen. Das Visier reichte bis 200 m. Die Produktion dieses Modells begann im Januar 1945 und dauerte bis zum April an, wobei etwa 100.000 Stück hergestellt wurden. Aber aufgrund der katastrophalen Transportsituation zu dieser Zeit erreichten nur noch wenige die kämpfende Truppe.
Die Entwicklung der »Panzerfaust 250« wurde nicht mehr abgeschlossen. Diese Waffe mit wieder verwertbarem Rohr und Pistolengriffstück sollte eine Geschwindigkeit von 150 m/Sek. erhalten. Hierbei wurde eine Bombe mit einem längeren Schwanz und einer verbesserten Treibladung verwendet, die elektrisch gezündet wurde.
Um auch schwerste Panzerungen durchschlagen zu können, schlug die Firma HASAG die große Panzerfaust vor. Diese Waffe mit dem Rohr der Panzerfaust 250 sollte 400 mm Panzerung durchschlagen können.