Ein Pädophiler sammelte massenweise Nacktbilder und DVDs von Kindern in seiner Gefängniszelle. Als ein Mädchenmörder im Jahr 2009 dahinter kam, meldete er seine Entdeckung der Leitung der JVA Torgau. Doch die zeigte sich nicht überrascht. Im Gegenteil: Die Gefängnis-Chefs selbst hatten dem als untherapierbar geltenden Kinderschänder René S. die Genehmigung für den Besitz erteilt.
Bereits Ende 2014 hatte die „Bild“-Zeitung über den skandalösen Fall berichtet. Doch jetzt nahm die Geschichte eine weitere unglaubliche Wendung: Mithäftling Mike S., der den Skandal damals aufgedeckt hatte, wurde nun vor dem Amtsgericht Leipzig wegen Verleumdung zu einer Strafe von 200 Euro verurteilt. Der Grünauer sitzt hinter Gittern, weil er 1992 ein 11-jähriges Mädchen vergewaltigt und ermordet hat.
Häftling wird verurteilt, obwohl er die Wahrheit sagte
Kein geringerer als der Gefängnis-Chef Erico Anselmi hatte Anzeige gegen ihn erstattet. Er hatte René J. den Besitz der Nacktbilder höchstpersönlich erlaubt. Der Grund laut Anselmi:„Er hat es aus dem Vollzug immer wieder geschafft, mit Kindern in Kontakt zu treten. Vor dem Hintergrund gab es die Empfehlung, ihm diese Dinge zu lassen.“
Doch obwohl Mike S. vor Gericht die Wahrheit sagte, gab man Anselmi Recht. Wie ist das möglich? Laut „Bild“hatte S. 2009 behauptet, dass die Nacktbilder-Sammlung des Pädophilen „strafbare Kinderpornographie“ seien. Das Sexualstrafrecht wurde jedoch erst fünf Jahre später verschärft. Das bedeutet, dass als „harmlos“ eingestufte Nacktfotos von Kindern damals legal waren.
Da S. den Fall jedoch erst 2014 aufdeckte, zeigte sich der zuständige Richter überzeugt: „Sie wollten nicht die Öffentlichkeit informieren, sondern den Anstaltsleiter denunzieren!“