Rheinwiesenlager hieß ein Komplex von etwa zwanzig VS-amerikanischen Vernichtungslagern für etwa 3,4 Millionen deutsche Kriegsgefangene im Rheinland in der Zeit zwischen Frühjahr und Spätsommer 1945. Nach offiziellen VS-Angaben starben angeblich nur 5.000 Personen in diesen Lagern, unabhängige Berichte (z. B. James Bacque) gehen von einer Million Toten aus. Andere Forschungen bestätigen eine Mindestopferzahl von 750.000.[1] Zudem wird den VSA vorgeworfen, einer Verhinderung dieses massenhaften Sterbens regelrecht entgegengearbeitet zu haben. Die Toten der Rheinwiesenlager gehören zu den am meisten verharmlosten und verschwiegenen alliierte Kriegsverbrechen in der Endphase des Zweiten Weltkrieges.
Nachforschungen zufolge sind deutsche Leichen vom Rheinwiesenlager vom Sommer des Jahres 1945 zum Zweck der Umerziehung als jüdische Leichen vom KL Auschwitz ausgewiesen worden.[2]
Bereits im März 1943 bestand in den VSA die Befürchtung, nach einer Invasion und dem anschließenden Sieg die deutschen Kriegsgefangenen nicht ernähren zu können. Davon ausgehend wurde im Stab des Oberbefehlshabers Dwight D. Eisenhower beschlossen, die Gefangenen nicht gemäß den Genfer Konventionen von 1929 zu behandeln, sondern als „Disarmed Enemy Forces“ (DEF). Damit sollten ihnen die völkerrechtlich garantierten Rechte von Kriegsgefangenen vorenthalten werden.
DEF sollten gefangene ehemalige Soldaten eines nicht mehr existierenden Staates genannt werden. Als DEF deklarierte deutsche Einheiten sollten organisatorisch intakt gehalten und als Arbeitskräfte für die amerikanische Armee eingesetzt werden.[3]
Außerdem beschlossen die VSA und Großbritannien 1943, jeweils die Hälfte der Gefangenen zu übernehmen. Diese Rahmenbedingungen bestanden auch noch 1945. Als aber die Alliierten den Rhein überschritten hatten, stieg die Zahl der Gefangenen in einem solchen Maße an, daß die Briten sich sträubten, ihren Anteil zu übernehmen. Die VSA übernahmen zunächst alle Gefangenen und legten die amerikanischen Rheinwiesenlager an. Von Kritikern wird die anfangs äußerst mangelhafte Versorgung der Lager mit Nahrungsmitteln als Plan der Amerikaner angesehen, der mit dem Status der „Disarmed Enemy Forces“ in Zusammenhang stehe. So erklärte der Kanadier James Bacque, es habe Hunderttausende Tote in den Rheinwiesenlagern gegeben, die nicht registriert wurden. Grund hierfür sei die von der amerikanischen Armee bewußt in Kauf genommene Mangelversorgung der Gefangenen gewesen [4]. Der Status DEF wurde von der amerikanischen Armee im Frühjahr 1946 wieder abgeschafft und durch „Kriegsgefangener“ (prisoner of war, POW) ersetzt.
Arthur L. Smith stellt fest, daß das von Amerikanern verursachte Leiden und die oft zum Tode führende schlechte Behandlung der deutschen Kriegsgefangenen in den Rheinlagern ein Kriegsverbrechen gewesen sei, das in keiner Weise als Folge des Krieges erklärbar sei, „ein schändliches Kapitel“ in der Geschichte und von der VS-Regierung nie untersucht wurde.[5]
Nach dem Scheitern der Ardennenoffensive waren 250.000 deutsche Soldaten und nach der Zerschlagung des Ruhrkessels weitere 325.000 in Kriegsgefangenschaft geraten, nach der Kapitulation waren 3,4 Millionen in VS-amerikanischem Gewahrsam. Ursprünglich hatten Amerikaner und Briten geplant, die Kriegsgefangenen bis zum Zeitpunkt der deutschen Kapitulation nach England zu bringen, wo sie hätten versorgt werden können. Als sie nun derartige Massen von Gefangenen machten, schien es einfacher, die Gefangenen in Deutschland zu belassen. Etwa zwanzig Lager wurden längs des Rheins errichtet, auf der linken Flußseite, um den Fluchtweg zurück ins Reich zu erschweren.
Die ersten Lager wurden im April 1945 angelegt, die letzten im Juni 1945. Die Lager wurden nach einem einheitlichen Schema eingerichtet. Am Rande eines Dorfes, das in der Regel einen Bahnanschluß hatte, wurde eine offene Ackerfläche abgegrenzt, die mittels Masten und Stacheldraht in 10 bis 20 Camps für jeweils 5.000 bis 10.000 Mann unterteilt wurde. Den Kriegsgefangenen wurden ihre Feldausrüstung weggenommen, so daß ihnen nicht anderes übrig blieb, als sich Erdlöcher zu graben, in die sie sich nachts – sofern es nicht regnete – legen konnten.
Die interne Verwaltung der Lager wurde von den Amerikanern den deutschen Gefangenen überlassen, die aber nicht über die nötige Ausrüstung verfügen konnten. Nach wenigen Wochen wurden diejenigen aus den Lagern entlassen, die politisch unverdächtig waren: Hitlerjungen und Frauen. Danach wurden bestimmte Berufsgruppen entlassen, die für den Wiederaufbau wichtig waren: landwirtschaftliche Arbeiter, LKW-Fahrer, Bergleute. Ende Juni 1945 wurden einige Lager bereits wieder aufgelöst: Remagen, Böhl-Iggelheim und Büderich. Diese erste Entlassungswelle wurde aber wieder gestoppt. Das Hauptquartier der alliierten Streitkräfte in Nordwesteuropa (SHAEF) bot Frankreich, das an die VSA mit der Forderung herangetreten war, 1,75 Millionen Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter zu erhalten, die Übernahme der Rheinwiesenlager an. Bis zum 10. Juli 1945 wurden die Lager an die Franzosen übergeben, die Briten hatten die Lager in ihrer Zone bereits bis zum 12. Juni übernommen. Die Kriegsgefangenen wurden nach Frankreich transferiert, soweit sie nicht als arbeitsuntauglich an Ort und Stelle entlassen wurden. Bis ca. Ende September 1945 waren sowohl die britischen als auch die französischen Lager aufgelöst. Lediglich das Lager Bretzenheim bei Bad Kreuznach diente noch bis 1948 für die aus Frankreich heimkehrenden Kriegsgefangenen als Durchgangslager.
Die Ernährung und die hygienischen Verhältnisse in diesen Lagern, eingezäunte verschlammte Wiesen unter freiem Himmel, auf denen die Gefangenen mangels Baracken in offenen Erdlöchern lebten, waren schlecht bis katastrophal. Reguläre Soldaten waren durch den Kriegsdienst meist abgehärtet und kamen mit den Bedingungen leichter zurecht. Viele Gefangenen waren aber Jugendliche, Angehörige des Volkssturms, Kriegsversehrte und Verwundete. Die Lager glichen Viehkoppeln, ohne jede Einrichtung. Unter freiem Himmel, oftmals ihrer Mäntel und Zeltbahnen beraubt, vegetierten die Kriegsgefangenen auf engstem Raum zusammengedrängt dahin. Ärztliche Versorgung gab es monatelang nicht. Verpflegung gab es in den ersten Tagen gar nicht, erst nach einiger Zeit wurden Brotrationen verteilt (ein Brot für 25 Mann z. B. in Remagen und Bad Kreuznach). Die Essensrationen blieben erheblich unter dem Lebensminimum und wurden unregelmäßig ausgegeben.
Das schlimmste Lager soll Bretzenheim gewesen sein, in dem etwa 103.000 Kriegsgefangene waren. Hier wurden von den Amerikanern Soldaten der Waffen-SS gesammelt. Mit der Bewachung der Lager war die 106. Infanterie-Division (106th Infantry Division) der amerikanischen Armee beauftragt, die auf eine Divisionsstärke von 40.000 Mann aufgestockt worden war und zusätzliche Transporteinheiten erhalten hatte, um Nahrung in die Lager zu schaffen. Mit der Organisation der Lager war die Division völlig überfordert, weshalb sie den deutschen Gefangenen überlassen wurde.[6]
Dreck, Nässe, Unterernährung und unhygienische Umstände führten zu Krankheit und Tod. In der ZDF-Dokumentation „Verbrechen der Befreier“ wird erwähnt, daß verschiedentlich VS-Armeeangehörige während der Nacht wahllos in die Lager schossen.
Die Lager mit der höchsten Sterblichkeit waren:
- Bad Kreuznach (Lager Galgenberg und Bretzenheim)
- Sinzig bei Remagen
- Rheinberg
- Heidesheim
- Wickrathberg
- Büderich
Wegen der offenkundigen Verbrechen gegen die Menschlichkeit wurden die Zustände geheimgehalten. Etwas sickerte doch in die Öffentlichkeit der Schweiz. Vom Internationalen Komitee des Roten Kreuzes wurden daraufhin Hilfstransporte mit Lebensmitteln und Medikamenten in Gang gesetzt. Versuche des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) den Gefangenen zu helfen, wurden von den Amerikanern abgewehrt, dem IKRK wurde der Zutritt zu den Lagern verwehrt, da es seitens der VS-amerikanischen Besatzungsmacht nicht erwünscht war, Abgesandte des IKRK die Zustände in den Lagern sehen zu lassen.[7] Auf Befehl Eisenhowers wurde die Hilfe abgelehnt und zurückgeschickt mit dem Argument, es gebe in den Lagern keine Not.
Eine offizielle Direktive verbot es auch der umliegenden Bevölkerung unter Androhung der Erschießung, den Gefangenen Lebensmittel zuzustecken.[8]
James Bacque sagte deshalb, die Rheinwiesenlager seien „eher Vernichtungs- als Kriegsgefangenenlager“ gewesen. Seine „Recherchen haben ergeben, daß Lebensmitteldepots damals – auf Anweisung – nicht für die Gefangenen geöffnet wurden. Überlebende berichteten zudem, daß vor allem der Durst wütete – dabei war zum Beispiel bei den Rheinwiesenlagern der Rhein nur 200 Meter entfernt! Überdies wurden vorhandene Zeltdepots der Wehrmacht und der US-Armee nicht freigegeben.“
Im Erdboden der ehemaligen „Rheinwiesenlager“ liegen noch heute nur notdürftig verscharrte Leichen deutscher Kriegsgefangener.[9]
Textauszug:
- „Paris, April 24–AP–The Allied bag of German prisoners during April already has passed the one million mark with six more days left in the month. From April 1 to 22 inclusive 992,578 prisoners were killed. It is estimated that well over 20,000 were captured yesterday.“[10]
- Massensterben deutscher Kriegsgefangener in VS-amerikanischen KZs in Deutschland
- Teil 3 aus „Die ganze Wahrheit über die grosse Lüge“ – Deutsche Leichen vom Sommer 1945 wurden als jüdische Leichen ausgegeben
- Eckehard Zimmermann: Internierungslager in der amerikanischen Besatzungszone. In: Franz W. Seidler/Alfred M. de Zayas (Hrsg.): Kriegsverbrechen in Europa und im Nahen Osten im 20. Jahrhundert, Mittler. Hamburg, Berlin, Bonn 2002. ISBN 3813207021.
- James Bacque, Verschwiegene Schuld. Die alliierte Besatzungspolitik in Deutschland nach 1945, Pour le Mérite Verlag, Selent 2002, ISBN 3-932381-24-6
- Arthur L. Smith, Die „vermißte Million“. Zum Schicksal deutscher Kriegsgefangener nach dem Zweiten Weltkrieg, Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Band 65, S. 39 / S. 49, S. 86, im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte hrsg. von Karl-Dietrich Bracher, Hans-Peter Schwarz, Horst Möller, Oldenbourg Verlag München 1992, ISBN 348664565X
- Kurt W. Böhme, Die deutschen Kriegsgefangenen in amerikanischer Hand, München 1972, S. 105
- Arthur L. Smith, Die „vermißte Million“. Zum Schicksal deutscher Kriegsgefangener nach dem Zweiten Weltkrieg, Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Band 65, S. 39 / S. 49, S. 86, im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte hrsg. von Karl-Dietrich Bracher, Hans-Peter Schwarz, Horst Möller, Oldenbourg Verlag München 1992, ISBN 348664565X
- https://www.rheinwiesenlager.de/Rheinwiesen-Dateien/image003.jpg
- https://www.lima-wiederladetechnik.de/Krieg/Rheinwiesen.htm
- Volltext Google-Scan: The Evening Independent (St. Petersburg, Florida), Ausgabe vom 24. April 1945 Abgerufen am 29. Oktober 2013
- Siehe auch: „Mit 16 ein Kriegsgefangener“ (Bericht über das Lager Remagen)