Die Rede von Joseph Goebbels vom 18. Februar 1943 im Berliner Sportpalast, die sogenannte Sportpalastrede, war die deutsche Reaktion auf die wenige Tage zuvor erstmals offiziell verkündete Forderung der Alliierten nach bedingungsloser Kapitulation der Achsenmächte, wie es auf der Casablanca-Konferenz beschlossen worden war.
In seiner Rede gab Joseph Goebbels einen momentanen Überblick über den von den späteren Siegermächten gegen Deutschland entfesselten Zweiten Weltkrieg, lobte die Opferbereitschaft und den Heldenmut der deutschen Soldaten und Bevölkerung, gestand aber auch Versäumnisse und Fehler der deutschen Regierung ein. Zudem warnte er vor der Bedrohung Europas durch den Bolschewismus. Goebbels kündigte einen kurzen, aber harten Verteidigungskrieg an, um das deutsche Volk und seine staatliche Souveränität vor dem Untergang zu bewahren. Dabei richtete er insgesamt zehn Fragen an das deutsche Volk; eine davon war die weltberühmte Frage nach dem totalen Krieg. Alle dem Publikum gestellten Fragen wurden mit Begeisterung bejaht. Die Rede endete mit dem Ausruf: „Nun, Volk, steh auf und Sturm brich los!“, der angelehnt ist an die Eingangszeile des Gedichts von Theodor Körner „Männer und Buben“ in dem es heißt „Das Volk steht auf, der Sturm bricht los“.
Zu der erst wenige Tage zuvor erstmals offiziell verkündeten Forderung der Alliierten nach bedingungsloser Kapitulation der Achsenmächte ging es für das deutsche Volk nunmehr um „sein oder nicht sein“, weshalb der ausgerufene „totale Krieg“ die einzige Alternative zu der von den Feindmächten angestrebten und letztlich verwirklichten totalen Unterwerfung Deutschlands war.
Daß die Engländer auf die totale Niederschlagung Deutschlands drängten, war indes nichts Neues. Schon die zu Beginn des Krieges von Deutschland angebotenen Friedensangebote, die u.a. Abzug aus den besetzten Gebieten, Abrüstung und Wiedergutmachungszahlungen beinhalteten, wurden von England ausgeschlagen. Eines der unzähligen deutschen Friedensangebote machte Adolf Hitler bereits in seiner Rede vom 06. Oktober 1939. Die Sportpalastrede wurde gehalten, nachdem die Schlacht um Stalingrad verlorengegangen war und sich die deutschen Truppen an der Ostfront auf dem Rückzug befanden. Auch in Afrika waren die Deutschen in einer gefährlichen Lage.
[…] Das im Nationalsozialismus erzogene, geschulte und disziplinierte deutsche Volk kann die volle Wahrheit vertragen. Es weiß, wie schwierig es um die Lage des Reiches bestellt ist, und seine Führung kann es deshalb auch auffordern, aus der Bedrängtheit der Situation die nötigen harten, ja auch härtesten Folgerungen zu ziehen. Wir Deutschen sind gewappnet gegen Schwäche und Anfälligkeit, und Schläge und Unglücksfälle des Krieges verleihen uns nur zusätzliche Kraft, feste Entschlossenheit und eine seelische und kämpferische Aktivität, die bereit ist, alle Schwierigkeiten und Hindernisse mit revolutionärem Elan zu überwinden. Es ist jetzt nicht der Augenblick, danach zu fragen, wie alles gekommen ist. Das wird einer späteren Rechenschaftsablegung überlassen bleiben, die in voller Offenheit erfolgen soll und dem deutschen Volk und der Weltöffentlichkeit zeigen wird, daß das Unglück, das uns in den letzten Wochen betroffen hat, seine tiefe, schicksalhafte Bedeutung besitzt. Das große Heldenopfer, das unsere Soldaten in Stalingrad brachten, ist für die ganze Ostfront von einer ausschlaggebenden geschichtlichen Bedeutung gewesen. Es war nicht umsonst. Warum, das wird die Zukunft beweisen. […]
Es ist verständlich, daß wir bei den großangelegten Tarnungs- und Bluffmanövern des bolschewistischen Regimes das Kriegspotential der Sowjetunion nicht richtig eingeschätzt haben. Erst jetzt offenbart es sich in seiner ganzen wilden Größe. Dementsprechend ist auch der Kampf, den unsere Soldaten zu bestehen haben, über alle menschlichen Vorstellungen hinaus hart, schwer und gefährlich. Er erfordert die Aufbietung unserer ganzen nationalen Kraft. Hier ist eine Bedrohung des Reiches und des europäischen Kontinents gegeben, die alle bisherigen Gefahren des Abendlandes weit in den Schatten stellt. Würden wir in diesem Kampf versagen, so verspielten wir damit überhaupt unsere geschichtliche Mission. Alles, was wir bisher aufgebaut und geleistet haben, verblaßt angesichts der gigantischen Aufgabe, die hier der deutschen Wehrmacht unmittelbar und dem deutschen Volke mittelbar gestellt ist. Ich wende mich in meinen Ausführungen zuerst an die Weltöffentlichkeit und proklamiere ihr gegenüber drei Thesen unseres Kampfes gegen die bolschewistische Gefahr im Osten. Die erste dieser Thesen lautet:
Wäre die deutsche Wehrmacht nicht in der Lage, die Gefahr aus dem Osten zu brechen, so wäre damit das Reich und in kurzer Folge ganz Europa dem Bolschewismus verfallen. Die zweite dieser Thesen lautet: Die deutsche Wehrmacht und das deutsche Volk allein besitzen mit ihren Verbündeten die Kraft, eine grundlegende Rettung Europas aus dieser Bedrohung durchzuführen. Die dritte dieser Thesen lautet: Gefahr ist im Verzuge. Es muß schnell und gründlich gehandelt werden, sonst ist es zu spät. […] Ich habe heute zu dieser Versammlung nun einen Ausschnitt des deutschen Volkes im besten Sinne des Wortes eingeladen. Vor mir sitzen reihenweise deutsche Verwundete von der Ostfront, Bein- und Armamputierte, mit zerschossenen Gliedern, Kriegsblinde, die mit ihren Rote-Kreuz-Schwestern gekommen sind, Männer in der Blüte ihrer Jahre, die vor sich ihre Krücken stehen haben. Dazwischen zähle ich an die fünfzig Träger des Eichenlaubes und des Ritterkreuzes, eine glänzende Abordnung unserer kämpfenden Front. Hinter ihnen erhebt sich ein Block von Rüstungsarbeitern und -arbeiterinnen aus den Berliner Panzerwerken. Wieder hinter ihnen sitzen Männer aus der Parteiorganisation, Soldaten aus der kämpfenden Wehrmacht, Ärzte, Wissenschaftler, Künstler, Ingenieure und Architekten, Lehrer, Beamte und Angestellte aus den Ämtern und Büros, eine stolze Vertreterschaft unseres geistigen Lebens in all seinen Schichtungen, dem das Reich gerade jetzt im Kriege Wunder der Erfindung und des menschlichen Genies verdankt. Über das ganze Rund des Sportpalastes verteilt sehe ich Tausende von deutschen Frauen. Die Jugend ist hier vertreten und das Greisenalter. Kein Stand, kein Beruf und kein Lebensjahr blieb bei der Einladung unberücksichtigt. Ich kann also mit Fug und Recht sagen: Was hier vor mir sitzt, ist ein Ausschnitt aus dem ganzen deutschen Volk an der Front und in der Heimat. Stimmt das? Ja oder nein!