Gerard Menuhin schrieb in seinem Buch „Wahrheit sagen, Teufel jagen“ auf S. 10: „Ich bin schon seit langem keinem würdigen Menschen mehr begegnet, sofern ich überhaupt je einen kennengelernt habe. Würde bedingt nämlich persönliche Verantwortung.“ Luule Viilma schrieb in ihrem Buch „Die Wärme der Hoffnung. Die leuchtende Quelle der Liebe“: „Die Würde ist gleich dem Mut der eigenen inneren Weisheit zu vertrauen und sich in die Richtung der Steigerung dieser Weisheit zu bewegen.“ (Ihre Bücher sind äußerst interessant, aber nur für Kenner der russ. Sprache.)
Wenn also die Menschen Schwierigkeiten haben, eine Würde in obiger Konzeption zu erlangen, so muss man sich doch fragen: Warum? Was be- oder verhindert denn die Bildung einer solchen persönlichen Verantwortung, eines solchen Mutes? Um diesem Problem auf den Grund zu gehen, ist es vernünftig zu fragen, wo wird denn dieser Mut, dieses Selbstvertrauen gebildet? Und wir finden wiederum bei Luule Viilma im obigen Buch: „Die Nebennieren sind die Organe der Erlangung der Würde. Die Würde ist die Krönung, die höchste Stufe des Mutes. Anders gesagt, ist die Würde auch der Ausdruck des gesunden Menschenverstandes (der Vernunft). Die Nebennieren sind wie Kränze auf den „Köpfen“der Nieren, ein Zeichen des Ansehens gegenüber der sowohl weiblichen als auch männlichen Vernunft bzw. Lebensweisheit.“
Wie aber werden denn die Nebennieren gehindert, ihre Funktion ausführen zu können? Die Antwort ist: Angst und unterschwelliger Stress. Luule Viilma erklärt im ersten Teil ihres zweiten Buches mit dem Titel „Bleiben oder Weitergehen“ die Auswirkungen der Angst: „Von allen Stressarten hat Angst die gefährlichste Wirkung. Angst beeinflusst die Nieren und Nebennieren, indem sie ihre Funktionsweise blockiert […] Angst dringt in die Nieren und Nebennieren ein und führt zu ihrer Verkrampfung. In einem Krampfzustand kann das Gewebe kein Blut durchlassen, das Organ bekommt keine Nahrung und kann seine Funktion nicht erfüllen. Die Hormone, die von den Nebennieren ausgeschüttet werden, haben aber eine lebenswichtige Bedeutung; wird ihre Produktion gestoppt, führt das zu einem schnellen Tod.“ Und weiter: „Angst blockiert die Energiekanäle, was sich auf der physischen Ebene als Krampf, Konvulsion oder angespannter Zustand manifestiert. Angst zieht Schlimmes an. Angst lähmt den Willen.“
Wie kommt es aber, dass so viele Menschen Angst und Stress hinnehmen, unangenehme Situationen nicht beenden, obwohl sie objektiv in der Lage wären? Hier ist das fiese Phänomen der erlernten Hilflosigkeit zu nennen. Wahrscheinlich nicht die einzige Ursache, aber in seiner Auswirkung nicht zu unterschätzen. Indem der Mensch unangenehme Situationen erfährt, auf die er keinen Einfluss hat, wird er konditioniert, überhaupt keinen Einfluss zu haben. Welches Alter und welche Situation scheinen nun geeignet, diesen Zustand seelischer Behinderung zu erzwingen? Genau, das Kleinkindalter. Wird ein Kleinkind von seinen Eltern getrennt (z. B. Kindergrippe), so erfährt es genau diese Form der Angst und des Stresses, auf die es aber keinen Einfluss nehmen kann. Spätere gesellschaftliche Konditionierungen, die wir alle kennen, verstärken das Gefühl der Hilflosigkeit weiter. Auch Arbeitslosigkeit oder die Angst davor spielen in dieser Weise ein böses Spiel.
Hormonell betrachtet führt ein dauernder Zustand der Angst, ein lang anhaltender Stress, zur Ausschüttung von Cordisol. Ein ständiger Cordisol-Eintrag führt aber zu äußerst negativen Ergebnissen: Willensschwäche, Lernstörungen, Beeinträchtigung des Immunsystems, Depressionen u.ä., die Würde des Menschen verhindernde Auswirkungen. Im Gegensatz zu Adrenalin merkt man aber nicht, wenn jemand oder man selbst unter Cordisol-Einfluss steht. Dieser Einfluss ist heute so allgegenwärtig, dass wir nun ahnen können, warum Gerard Menuhin zu seinem Schluss kommt.
Das Schema der Stressentstehung ist also immer:
Schuldgefühl —> Angst —> Hass
mit all seinen für den Menschen zerstörerischen Auswirkungen.
Was aber wäre denn dann der Normalzustand, der Zustand, in dem Körper und Seele in Ordnung sind? So „altbacken“ oder gar „abgedroschen“ es klingen mag, aber es ist der Zustand der Liebe. Die Liebe ist die göttliche Anlage in uns, die Liebe ist es, die uns von Hass, Angst und schlussendlich den Schuldgefühlen befreit. Der Weg dorthin führt meist über die Vergebung. Das mag auf den ersten Blick nach kirchlichem predigen klingen, doch meine ich, dass die Kirche das Konzept von Liebe und Vergebung nur aufgriff und (oft) pervertierte. Im Kern ist es aber tatsächlich die ehrliche Vergebung, die uns zur Liebe zurückführt. Die Auflösung der verschiedenen Stressgründe ist so vielfältig, wie die Menschen selbst. Eine Visualisierung ist für die meisten hilfreich, aber auch lautes Sprechen zu sich oder den avisierten Menschen, mit denen man im Unreinen ist (häufig die Eltern od. Großeltern). Die im Forum schon erwähnten Runenübungen oder andere innere Wege helfen uns, unser seelisches Gleichgewicht wieder zu erlangen und die negativen Gefühle in positive umzuwandeln. Während negative Gefühle Energie verbrauchen, ist es so, dass Positive eher Energie generieren. Hat man erst einen „wunden Punkte“ gefunden und überwunden, stellt sich ein wunderbares Gefühl der Befreiung ein. Ähnlich wie auf der körperlichen Ebene, wenn eine verkrampfte Stelle erfolgreich weg massiert wurde.
Im Lauf des Lebens lernt man dann, nicht erst einen Stress zu erleiden und später wieder abzubauen, sondern sofort in sich zu gehen und die Ursache für ein negatives Gefühl zu finden und zu beseitigen. So wird nach und nach aus einer Übung zur Genesung eine Lebenseinstellung. Um Anderen zu helfen, muss man sich selbst helfen. Um Andere zu lieben, muss man sich selbst lieben. Das gilt für den Einzelnen, wie für ganze Völker. Und so sehen wir sofort, wie das Konzept des Nationalsozialismus – die Liebe des Einzelnen zu seiner Nation, seinen Vorfahren, seinen Nachfahren – automatisch auch die Liebe zu anderen Nationen, die, wenn man es konsequent zu Ende denkt, Genesung der Welt beinhaltet.
Natürlich ist mit „sich selbst lieben“ keine narzistische Einstellung gemeint, sondern ein gesundes Maß. Gleichzeitig finden wir, dass die heute in aller Welt mit Schuld(en) induzierte Selbstgeißelung und Selbstzerfleischung auch nur zu Not und Elend führen kann. Daraus ergibt sich nun auch, warum JENE mit dem Konzept der Schuld im dunklen Zeitalter so erfolgreich werden konnten, und gleichzeitig sehen wir, dass das Konzept der Liebe das HEILmittel ist, uns aus deren Fängen erlöst.
Ich wünsche allen eine Angst- und Stressfreie Zukunft. Mögen wir und kommende Generationen die Liebe und damit Würde wiederfinden!. Heile Seelen in einem heilen Körper.